Persönliches

In meiner Kindheit und Jugend trieb mich das Gerücht um, es gäbe ein geheimnisvolles Land im Süden hinter großen Bergen. Kurz vor Afrika, aber nicht in Spanien, doch sozusagen am Rande des europäischen Kontinents.

Schier endlose Strände mit tosender Brandung solle es dort geben, auch kleine Buchten, viele bunte Küstenorte, mutige Fischer und Seefahrer. Im Inland glucksende Bäche und breite Flüsse, die sich auf ihrem Weg zum Atlantik durch dünn besiedelte Täler schlängelten. An steilen Berghängen ließen warme Sonnenstrahlen uralte Reben in malerischen weiten Weinbergen gedeihen und schmackhafte Trauben reifen.

Auch sprach man von großen Seen, auf deren glänzender Oberfläche sich im Frühjahr schnell ziehende Wolken spiegelten. Umherstreifende, wilde Pferde, in der Höhe segelnd, kreischende Adler, Scharen von Störchen, die auf massiven Nestern, mit roten Schnäbeln klappernd, ihre Brutpartner begrüßten.

Pflanzen wüchsen dort, die es bei uns nicht gäbe, sogar kräftig duftende Mandel- und Apfelsinenbäume. Es plätscherten zahllose Quellen, deren Wasser heilende Wirkung hätte. Freundliche Menschen hießen, so die Rede, die durch ihr Land reisenden Fremden in einer melodischen Sprache willkommen.

Ein schöner Traum. Je älter ich wurde, desto mehr reifte in mir die Vorstellung, dass es das doch nicht wirklich geben könne, dass dies mit Sicherheit eine dieser Legenden ist, mit denen Erwachsene versuchen, sich aus der Realität zu träumen. In Ruhe gelassen hat mich diese verrückte Idee von der Existenz eines solchen Landes nicht. Allein, dass ich es hier thematisiere, spricht für sich. Ich habe es gefunden. Fotos wie zum Beweis habe ich Unzählige aufgenommen. Einen minimalen Ausschnitt zeige ich hier auf den Portugal Seiten, ein Angebot meines Blicks für einen Moment.

Irgendwann bin ich nämlich aufgebrochen, um herauszufinden, was dran ist an der Geschichte. Mein damaliger ganzer Stolz, ein Citroën 2 CV6 club musste in die Werkstatt. Als ich ihn abholte, parkte neben ihm ein gleiches Gefährt. Auf dem Kofferraum war zu lesen: "Come to Portugal with your deux chevaux". Mich zog es ins Abenteuer. Spontan verliebte ich mich in ein wunderschönes Land und in seine Menschen.

Bis heute hat diese große Liebe an nichts eingebüßt. In Portugal hatte und habe ich stets das Gefühl von Vertrautheit. Mein 2 CV6 club ist längst Erinnerung. Nach elf Jahren Treue und 280.000 Kilometern habe ich ihn an eine "Entenmanufaktur" im Westfälischen verkauft. Die Firma restauriert und erhält auch heute noch "Enten". Gut möglich, dass mein ehemals treues Gefährt zu den perfekt restaurierten seiner Art zählt und somit immer noch aktiv ist. Das aber wäre eine ganz andere Geschichte.

Der Flug nach Porto, Lissabon oder Faro ist eine mögliche Variante, um dann dort mit dem Mietwagen im Zickzack Kurs durchs Land zu reisen. Ich habe es probiert. Ich fühlte mich durch den Flug ins Land katapultiert und Flüge sind ohnehin kritisch zu sehen. Gern reise ich im Auto samt (Dach-)Zelt, einem Caravan am Haken oder in einem Wohnmobil.

An- und Weiterreise per Zug bedeutete unbeschwertes freies Reisen. Keine Warteschlangen, kein Check-in. Einfach einsteigen und losfahren. Ankunft immer in Innenstädten. Auch auf der Langstrecke stressfreies, nachhaltiges Reisen. Keine Autobahngebühren, kein Tanken. Außerdem Kennenlernen von Land und Leuten im direkten Kontakt.

Allerdings hadere ich mit mir bezüglich Reisetätigkeiten nach Portugal, gerade weil es meine große Liebe ist. Viele Gedanken gehen mir dazu durch den Kopf, nehme widersprüchliche Gefühle wahr. Der Reiseboom ins Land am Rande Europas erschreckt mich ebenso wie der Ausgang der Parlamentswahlen und die Zerstörung der Umwelt in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. -

Mit meinen Augen ...

Mein Zugang zum Lieblingsland